Kultur

Spielplanpräsentation am Theater Paderborn

Vielfältiges Programm 2020/21

GDN - Am gestrigen Montag stellte Intendantin Katharina Kreuzhage den Spielplan der kommenden Spielzeit am Theater Paderborn vor und der Verwaltungsdirektor Matthias Köster erläuterte die notwendige Anpassung der Preisstruktur.
Eröffnet wird die Spielzeit mit der Nachholpremiere “Furor“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz. “Furor“ geht der Frage nach, wie demokratische Werte in unserer Gesellschaft erodieren und was politisches Handeln kompromittiert. Ein Stück, in dem akute gesellschaftliche Phänomene wie Wutbürgertum, die Auswüchse der Gelbwesten-Bewegung, Fake-News und die Macht des gezückten Smartphones ihren Echoraum finden. Gespielt wird das Erfolgsstück des Autoren-Duos ab dem 12. September 2020 im Studio.
Am 01. Oktober findet mit dem Kinderstück “Ein Schaf fürs Leben“ die erste Premiere im Theatertreff statt. In dem Stück von Maritgen Matter, geeignet für Kinder ab 3 Jahren, wird von einer auf den ersten Blick unmöglichen Freundschaft erzählt. Sie zeigt, wie erfüllend es ist, Verantwortung zu übernehmen für jemanden, der auf den ersten Block völlig fremd erscheint.
Mit der Uraufführung “Bürger Åžipel“ nach Carl Sternheim, in einer Fassung von Katharina Kreuzhage, wird am 10. Oktober das Große Haus eröffnet. Carl Sternheim erzählt in seinen Stücken von den Irrungen des “bürgerlichen Heldenlebens“ in der Wilhelminischen Zeit: Vom Eintritt in die bürgerliche Hierarchie, von der peinlich genauen Abgrenzung zur Arbeiterklasse und von rücksichtslosem Aufstiegswillen. Aber sind wir heute, 100 Jahre, zwei Weltkriege und eine Corona-Krise später, wirklich so viel weiter in der Bundesrepublik?
Am 29. Oktober hat das diesjährige Familienstück (ab 6 Jahren) Premiere. “Peterchens Mondfahrt oder Mission Käferbein“ ist eine liebevoll und kräftig modernisierte Fassung des berühmten Kinderbuchklassikers von Gerd von Bassewitz. Die Liebe geht auf allen Wegen, natürlich auch zwischen Menschen mit und ohne Handicap. François Archambault“˜s erzählt in seinem Stück “15 Sekunden“ direkt und ohne falsche Scham von der erotischen Annäherung zwischen der schönen Charlotte und dem querschnittsgelähmten Matthieu. Die Premiere findet am 13. November im Studio statt.
Ab dem 14. November können sich Kinder ab 3 Jahren wieder auf ein weihnachtliches Puppenspiel von Rolf Bolt im Foyer freuen. Diesmal unter dem vielversprechenden Titel “Über das Basteln im Advent“. Weiter geht es mit einer Junk-Oper im Großen Haus. Am 21. November hat der “Struwwelpeter“ (Shockheaded Peter) - ein Musical für Erwachsene von den Tiger Lillies, Julian Crouch & Phelim McDermott Premiere. Mit dabei sind das zündelnde Paulinchen, der magersüchtige Suppenkasper, der unverbesserliche Daumenlutscher Konrad und Zappel-Philipp.
Am 28. November hat im Studio Graham Ballard“™s “Bericht über eine unbekannte Raumstation“ Premiere. J. G. Ballard verquickt in seiner Kurzgeschichte eine Science-Fiction-Story mit den Grundfragen nach Herkunft und Ziel menschlichen Daseins. Alexander Wilß und Katharina Kreuzhage werden mit einer Mischung aus Soundinstallation und szenischer Lesung die verlassene Raumstation zum Leben erwecken.
Nach erfolgreicher Schönheitsoperation scheint Lette ein gemachter Mann zu sein - ein Erfolg jagt den anderen. Aber plötzlich tauchen überall in der Stadt Menschen auf, die genauso aussehen wie er, denn der Chirurg hat Lettes neues Gesicht systematisiert. In “Der Häßliche“ lässt Marius von Mayenburg voller Sprachwitz seine Figuren von einer Verwechslung in die nächste stolpern und treibt den durch Medien und Werbung indoktrinierten Wunsch nach ästhetischer Selbstoptimierung auf die Spitze. Die Premiere ist am 16. Januar 2021 im Studio.
Weiter geht es am 23. Januar mit einem Klassiker im Großen Haus: “Woyzeck“ von Georg Büchner. Dieses Fragment über den bitterarmen Soldaten Woyzeck ist vieles: politische Anklage und Aufruf zur Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse, Eifersuchtsdrama und psychologische Studie eines verzweifelten Menschen, Bearbeitung realer Ereignisse und dichterische Fiktion, aber vor allem: das Zeugnis der geschundenen Kreatur Mensch, so eindringlich wie kaum ein zweites.
“Kinder die was wollen, kriegen auf die Bollen“. So war das in der “guten alten Zeit“. Stockschläge auf Kinderhände. Es war legal, es wurde geprügelt, zuhause und in der Schule. Mark Ravenhills“˜ neues Stück “Der Stock“ zielt punktgenau und provozierend mitten ins Herz der aktuellen Debatte über Macht und Machtmissbrauch in der Schule. Die Premiere ist am 06. März im Studio. Ab dem 13. März 2021 steht im Großen Haus “Hase Hase“ von Coline Serreau auf dem Spielplan des Theater Paderborn. Das Stück aus den 1980ern vereint kluge Gesellschaftskritik mit einer hochkomischen Komödienhandlung und bietet ein Panoptikum liebevoll-skurril gezeichneter Figuren. Und es ist vor allem eins Zeitgenössisches Theater mit hohem Unterhaltungswert!
Albert Camus“˜ Roman “Die Pest“ gilt als Bild für den Kampf der Résistance gegen die Besetzung Frankreichs. Die dramatisierte Fassung des Romans feiert am 08. Mai 2021 im Studio Premiere. Mit “Die Verlorenen“ von Ewald Palmetshofer steht die am 15. Mai die nächste Premiere im Großen Haus an. Allen Figuren in Ewald Palmetshofers Stück sitzt die Verzweiflung im Nacken: Wohin in einer Welt des Konsums, der entfremdeten Kommunikation und der gescheiterten Beziehungen? Wohin mit dem Gefühl der Zerrissenheit zwischen familiärer Verpflichtung und der Sehnsucht nach Freiheit? Sprachmächtig und schonungslos entwirft einer der führenden deutschsprachigen Dramatiker in “Die Verlorenen“ ein Panorama der Widersprüche des modernen Lebens.
Seit der Spielzeit 2013/14 wird das Freilichtstück im Herzen Paderborns vor der Stadtbibliothek aufgeführt. Ab dem 11. Juni ist die spritzige Komödie “Eine Stunde Ruhe“ von Florian Zeller an dieser bei den Paderbornern inzwischen sehr beliebten Theater-Location zu sehen. Die irrwitzig turbulente Katastrophen-Komödie ist Unterhaltung in bester französischer Tradition. Beendet wird die Spielzeit 2020/21 mit der Mutter aller Komödien und ebenfalls einer Nachholpremiere, nämlich “Was ihr wollt“ von William Shakespeare. Eine Geschichte von Liebe und Sehnsucht, so verwickelt, wie sie nur ein Meister wie Shakespeare zu entknoten im Stande ist. Premiere ist am 12. Juni im Großen Haus.
Auch das theaterpädagogische Programm setzt wieder auf Vielfalt. Neben den bekannten Angeboten für Schulen und Kitas (Wunschvorstellungen, Sichtungsproben, vor- und nachbereitende Workshops etc.) werden auch in der kommenden Spielzeit mit den Projektclubs “experiment:theater“ und den Spielclubs “Bühnenreif!“ theaterbegeisterten Menschen die Möglichkeit geboten, sich unter professionellen Bedingungen schauspielerisch und performativ auszutoben.
Ein Info-Abend für Lehrer*innen und Erzieher*innen findet am 09.09.2020, um 18:00 Uhr statt. Das Infotreffen für die Projekt- und Spielclubs ist am 05.09.20 um 17:00 Uhr im Studio des Theaters. Es wird um Anmeldung unter theaterpaedagogik@theater-paderborn.de gebeten. Der Zeitraum für Neueinschreibungen für Spielzeitabonnements läuft vom 01.06. bis 04.07. und vom 11.08. bis 16.10.2020.
Gerechtfertigte Tarifsteigerungen im Bereich des künstlerischen Personals und der weiteren Beschäftigten, erhöhte Betriebskosten und Kostensteigerungen im Bereich aller Beschaffungen erfordern erstmalig seit Eröffnung des Hauses 2011 eine Anpassung der Preisstruktur, um das vielfältige Angebot auch weiterhin in gewohntem Umfang aufrechterhalten zu können. Dabei wird es zum einen zu einer Neugestaltung des Saalplanes im Großen Haus kommen, die sich an der bisherigen Nachfrage nach einzelnen Sitzplätzen und den zahlreichen Gesprächen mit Besucher*innen orientiert.
Zum anderen wird es im Einzelkartenkauf eine neue Ebene der Preisdifferenzierung anhand des jeweiligen Vorstellungstermins geben, wie dies im Spielzeitabonnement bereits der Fall ist. Preise für Schul- und Kindergruppen sowie das weihnachtliche Familienstück und das Kinderstück im Theatertreff bleiben unverändert. Darüber hinaus bleiben die bisher günstigsten Preise im Einzelkartenkauf durch feingliedrige Differenzierung in Sitzplatzkategorien und Preisgruppen auch nach der Anpassung konstant; während die Preise in den höheren Preissegmenten progressiv ansteigen.

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